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Teacher and student on a lesson.Bevor zum hoffnungsvoll verliebten, frechmauligen, rotschopfigen Südstaatler zurück gekehrt wird, muss in eine aktuelle Jubelarie der Wochenzeitschrift „DIE ZEIT“ hineingekrächzt werden.

Schon zweimal ist Hook mit dem Haken in den Lobeshymnen  zum Bildungsforscher John Hattie hängen geblieben . Und nun am 2. Mai wieder ein ganzseitiges Interview mit dem Titel: Schaut hin ! Herkunft und Intelligenz ihrer Schüler können Lehrer nicht ändern, den eigenen Unterricht aber wohl. Und was sagt der Anerkannte  aus Neuseeland ?

„Das worauf es ankommt, spielt sich nämlich im Unterricht ab, (( Wo denn sonst?)) im Klassenraum, (( Wie bitte?)) wo sich  Lehrer und Schüler begegnen. (( Sonst nicht?))“

„ Die Kernaussage ist jedoch dieselbe geblieben. Es kommt auf den guten Leh rer an.“(( So so, oha, ahaaaa!))

„ Zum Lernen gehören immer zwei: der Lehrer und der Schüler mit seiner Motivation, seinen Talenten und seiner Herkunft.“((Das ist ja ein Paradigmenwechsel!))

Sind wir mittlerweile alle so meschugge, dass uns  solche Banalitäten zugemutet werden. Kein Lehrer, der ein Fünkchen Verstand sein eigen nennt  und sein Engagement für die ihm anvertrauten Kinder als entscheidend ansieht, kann diesen „bahnbrechenden“ Verlautbarungen auf den Leim gehen.

Nicht genug damit, nun faselt  ein selbsternannter Pädagoge mit strähnigen Haaren, intellektuell  eingeseifter  Schlampigkeit und qualmenden Sprüchen  von offenem Unterricht , Projektmethode und weiteren abgelutschten Kamellen. Bei  Jauch konnte das Gesülze, dieses  Selbstverständlichste in der Bewunder-mich-Attitüde süffig Hingeraunte verfolgt werden. Der funzelnde Rampenlichtdrängler Precht sollte entsorgt werden.

Ehrenrettung für den Neuseeländer Hattie. Er sagt:

„Die Lehrerausbildung ist weltweit die am meisten notleidende Einrichtung, die ich kenne. Sie ist teuer, und ihre Effekte sind zweifelhaft. Mittlerweile interessiert mich stärker der Einstieg in den Beruf. Denn in den ersten zwei, drei Jahren entwickeln sich Lehrer ihre Theorie des Lehrens. Gleichzeitig sind die Junglehrer sehr hungrig. Sie wollen es besser machen. Ich glaube, dass diese Phase völlig unterschätzt wird, denn hier werden die Weichen gestellt für die nächsten dreißig Jahre.“        Hierzu mach ich mit dem Haken einen für John  schmerzhaften Schulterschluss. Besonders die Bemerkung: “Sie ist teuer, und ihre Effekte sind zweifelhaft“, könnten ins  Knochenmark  der Verantwortlichen für die Lehrerausbildung treffen.

In Universitäten scheinen sich jedoch zwei Entwicklungen völlig aus der Wirklichkeit der „notleidenden Einrichtung“  zu verabschieden:

–       Es bilden sich in einem galoppierenden Tempo  personell  wuchernde Forschungsapparate, die in abgeschotteten Enklaven praxisferne Forschungskrümel  hin  und  her kullern, auf Bildschirmen Statistiken  kreuz und quer kopulieren, mit etwas Herangezogenem bis auf die vierte Stelle hinterm Komma  korrelieren  und  in berechneten Zeitabständen  mit Getöse diese kalte  Asche publizieren lassen; und viel Geld kosten.

–       und es lassen sich eiskalte PISA-Hardliner einschleusen, die jedem Ministerialbeamten das liefern, was der Beamte sich so vorstellt und der auf Schnellschüsse angewiesen ist. Auch an diesen Publikationsschnipselzusammenkleber, die für Kinder, mit denen sie 30 Jahre nichts tun wollten, Retorten-Tests  erstellen, ließen sich erhebliche Honorare einsparen.