„Es wäre furchtbar, wenn man nichts dazulernte“ sentenzt Guido Westerwelle.
Die neunjährige Ishema Kane, eine „ZEIT-Leo-Leserin“ findet es „total Scheiße“, dass ein Wort wie „Neger“ in Kinderbüchern bleiben soll – und wieder beginnt in unserer aller Wochenzeitschrift ein Eiertanz des Für und Wider zur Wortwahl bei Lindgren, Ende, Preußler – und wohl auch Goethe, denn der sprach von „roten Völkern“; wer hat noch einen abgekochten Vorschlag mit Bleich-Effekt?
Wie sagt unsere allerliebste Christine aus Österreich, Autorin von über 100 Kinder- und Jugendbüchern mit nicht wenigen anstoßenden Ruppigkeiten: UNFUG, knurrt die Nöstlinger und fügt mit Wiener Schmäh hinzu, Kinderliteratur sei für viele nicht mehr als eine Pädagogikpille, eingewickelt in Geschichtspapier. Rassismus sei eine Gesinnung und die schaffe man nicht mit einem Federstrich ab.
Deshalb werden meine Erinnerungen an die Kinder- und Jugendliteratur der letzten 300 Jahre mit einem „Rassisten“, dem rotschopfigen Südstaatler, begonnen, der 2010 seinen hundertsten Todestag feiern ließ, bis zu dem er es mit einem Verdikt verhindert hatte, dass die Cleveland Universität vor diesem Datum den ersten Band seiner Autobiografie, an der ein enormer Mitarbeiterstab über 30 Jahre gearbeitet hatte, veröffentlichen durfte. Nun liegt das 2000 Gramm schwere Werk vor und wir sind gespannt, wann die angekündigten nächsten 2 mal 2000 Gramm herausfordernd auf den Lesetisch plumpsen.
Der trink- und rauchfreudige Entertainer offenbarte – in einem ebenfalls erst 2010 ins Deutsche übersetzten Briefwechsel – Seelensaiten, die das Spektrum des Schlitzohrigen, wie in seinen Jahrhundertwerken, um einiges erweitern. S0MMERWOGEN, so der Titel des Büchleins, ein Wort wie für die Liebe erfunden; damit wird ein Anliegen für diejenigen verknüpft, die sich an Literatur entzünden wollen, also mit dem Erfreulichsten, was Menschenwesen zueinander finden lässt.
Liebe verlangt häufig Zähigkeit, wenn die brennend Gewünschte den Entflammten eine Distanz spüren lässt, die dieser, wenn er erneut auf gehörigen Abstand gebracht war, nur mit derben vulkanischen Flüchen kompensieren konnte. So war er halt, der zum ersten und einzigen Mal Verliebte, das rauchende und trinkfeste Raubein. Und so erging es Samuel, dem Silberbergabbauer, Schiffslotsen, hawaiianischen Zeitungsreporter, der mit leicht anarchischen, mitunter ruppigen Artikeln in der ‚Sacramento Daily Union’ auftrumpfte. Denn als er eine Pilgerschar auf einem Schaufelraddampfer ins Heilige Land begleitete, um eine Buchausgabe ‚Die Arglosen im Ausland’ vorzubereiten, lernte er einen Charles Langdon kennen. Der hatte ein Miniatur-Bildlein seiner Schwester dabei, Olivia hieß der bezaubernde Engel. Samuel genügte das briefmarkengroße Konterfei der 24jährigen Millionärs-Tochter, um unter Volldampf der Ablehnenden aus Elmira im Bundesstaat New York Avancen zu machen. Der Gebildeten und Vermögenden und Willensstarken war der fluchende 34jährige Knurrhahn, der zudem trank und ein Zimmer in eine Räucherkammer verwandeln konnte, zuwider.
Zunächst.