Dieser Artikel hat nichts zu bedeuten – jener auch nicht
Allein die Bildunterschrift: `Kristina Schröder trat im Alter von 14 Jahren der jungen Union bei, heute ist sie 35 und Bundesministerin`, ist märchenhaft aufschlussreich. Rundherum wird der Blickfang mit der jungen Mutter von einem seltsamen `ZEIT-Interview` der Journalistinnen Tina Hildebrandt und Elisabeth Niejahr eingerahmt. Auf die Frage: Wie erklärt man einem kleinen Mädchen, dass alle zu DEM lieben Gott beten, nicht zu DER Gott? antwortet die Erzieherin von Lotte: `Ganz einfach: Für eins musste (müsste??) man sich entscheiden. Aber der Artikel hat nichts zu bedeuten. Man könnte auch sagen: das liebe Gott.` Ob dieser die theologischen Fundamente umwerfenden Offenbarung , verwunderten sich Kirchenmänner tags darauf in einschlägigen Zeitschriften und christnahe Politiker runzelten die glatte Stirn. Der Papst hat sich noch nicht geäußert. Warum nicht DIE Gott? Dann hätten alle Einwände hinweggezaubert und eine krachende Korrektur zum `doofen Frauenbild`, wovon es in vielen Märchen nur so wimmele, mit Beistand von oben, legitimiert werden können. Denn dass `gerade Grimms Märchen oft sexistisch sind und es selten positive Frauenfiguren gibt`, dazu gab es im Interview Dreieinigkeit.
Nun hat schon Tilman Spreckelsen die euphorische Zustimmung von Frau Schröder geradezu milde korrigiert, in dem er an einige starke Frauen aus den Märchen der Gebrüder Grimm erinnerte (F.A.Z.: 20. Dez.). Auch Astrid Lindgren und Michael Ende mit `Negerkönig`und`Negerbaby`würden von Frau Schröder `synchron`auf sozial angemessene Formulierungen hingebürstet werden. Beruhigend, dass die beiden Großen der Kinderliteratur das nicht mehr mitbekommen. Sie sind ja bei Gott.
Auch Mark Twain müsste seine geheime Autobiographie neu schreiben, denn es wimmelt auf den ersten 33 Seiten vor lauter Negern und Negerbabys und Negerjungen, dass es einem schwarz vor Augen wird, und dann noch die vielen Sklaven und die weißhaarige Sklavin und der Sklavenjunge und die ganze Sklaverei, dass das postmoderne Mitleid, – nein- die Betroffenheit, mit Tränen in den Augen, eine Umschreibung der Geschichte verlangt.
Da man in Erziehungsfragen `sehr klar und deutlich` werden kann, wie die Ministerin sagt, füge ich hinzu, und zwar `sehr klar und deutliss`, der Sprache von Altkanzler Kohl folgend: Die Bundesministerin möge Grimms Märchen lesen und Wilhelm Grimms Rat gegen Hoffart beherzigen, `kein Warner von eigenen Gnaden zu sein`, sonst stößt Gretel, dieses Weibsbild, sie in den Ofen.
Mein Eisenhaken krümmt sich vor Zorn ob dieser Chuzpe von Unwissen, Anbiederung an Dummheit und dreistem Gesabbel.